Erfüllte Momente | Erfahrungsschätze

Die Sozialtechnik „Überzeugen statt überreden“ habe ich über 20 Jahre lang in über 400 Seminaren mit Ingenieur:innen, Techniker:innen, IndustrieMeister:innen, Führungskräfte der unteren und mittleren Ebene eingeübt. Alles Menschen, die im Wortsinn Umsatz generieren, also für die Firma wirklich produktiv waren. Der Anspruch war, diese Sozialtechnik nicht nur zu vermitteln, sondern sie auch unmittelbar erleben zu lassen. Entscheidend dafür ist die Kontaktaufnahme mit den Teilnehmer:innen in den ersten Minuten bzw. der ersten Stunde des Trainings. Untereinander kennen sie sich meist nicht. Wer sind die anderen? Und was ist das für ein Trainertyp? Was will ich hier? Das wird in der ersten Stunde ausgetestet und ist entscheidend für die Bereitschaft, sich auf die Lernimpulse einzulassen. Der Erfolg wurde gemessen. Vier Wochen danach, so die Kultur in der Firma, bekamen die Teilnehmenden einen differenzierten Fragebogen - und ich dann das Ergebnis. Darauf blicke ich stolz zurück: Die Werte waren konstant zwischen gut und sehr gut.

Von 2003 bis 2019 war ich Lehrbeauftragter der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Mit der Uni Innsbruck als Kooperationspartner veranstaltete das Wissenschafts- und Weiterbildungszentrum des Landes Vorarlberg „Schloss Hofen“ den Lehrgang „Personal- und Organisationsentwicklung“. Theorieinteressierte Organisationsberater:innen bildeten den Staff und übernahmen zusammen mit der wissenschaftlichen Leitung die inhaltliche Verantwortung und die Realisierung des innovativen Lernsettings. Verschiedene Lernformate gaben Impulse für selbstorganisierte Lernprozesse und Reflexionserfahrungen in gruppendynamischen Trainings. Lernen war „live“ in der strukturellen Koppelung zwischen Veranstaltungsträger, Lerngruppe und Staff, denn Resonanzphänomene der Entwicklungsdynamik wurden offen bearbeitet und damit sowohl praktisch wie theoretisch anschaulich. Insgesamt acht Lehrgänge durfte ich mit diesem hochdynamischen Staff mitgestalten.
Seit 1990 wirkte ich bei bei Stations- und Wohnbereichsleitungskursen für die Qualifikation der unteren Führungsebene in Krankenhäusern und Altenheimen mit. Zunächst als Dozent für die Themen Führung und Ethik. Dann wurde ich vom Träger immer mehr auch für Entwicklungen im didaktischen Konzept beauftragt. Ich brachte Impulse aus der Systemtheorie, der Situationsdynamik und Impulse aus der ÖGGO (Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik) ein. Das führte zu Entwicklungen, die den Raum für eine selbstgesteuerte und sich gegenseitig beeinflussende Kleingruppenarbeit und damit zu sehr vielfältigen Anregungen sozialen Lernens – sowie zur Erprobung von Interventionstechniken eröffneten.
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Auftraggebern führte zu einem Schulentwicklungsprojekt. Das 2017 verabschiedete Pflegeberufegesetz war noch im Entwurf, dennoch wurde – der Zeit vorausgreifend – von einer Spezialklinik eine Schule für Gesundheitsberufe nach dem neuen generalistischen Ansatz gegründet. Die Entwicklung der Konzeption setzte auf einem innovativen Verständnis des Pflegeprozesses auf, zu dem ich maßgeblich beitragen konnte. In Coachings begleitete ich das Kollegium der Lehrer:innen, um die neu entfachte Dynamik in der Unterrichtsgestaltung für die Curriculumentwicklung zu nutzen. Das führte dann zur Ausarbeitung eines Qualitätsmanagementhandbuchs auf der Basis der DIN 9000er Normenreihe. Explosionsartig stieg dadurch die Reputation der Schule, sowohl beim Träger wie auch im relevanten Umfeld bis hin zum zuständigen Regierungspräsidium.

Mit dem Rottenburger Kindergartenplan 2008 öffnete sich die Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Entwicklung von Familienzentren, aufbauend auf den bewährten Kindertagesstätten. Ab den ersten Umsetzungsschritten durfte ich diese Entwicklung sowohl unmittelbar vor Ort in der Begleitung der Modellstandorte wie auch auf der obersten Managementebene beratend begleiten. Neue Kooperationsformen entstanden vor Ort mit den dort etablierten kirchlichen Beratungs- und Bildungseinrichtungen, aber auch auf einer mittleren Ebene kirchlicher Verbände und vor allem auf der obersten Ebene in der Diözesanleitung. Wesentliche konzeptionelle Elemente konnte ich bei der Entwicklung eines Verfahrens zur Bewilligung und Kontrolle der von der Diözese gewährten finanziellen Förderung beitragen. Insbesondere gelang es, die Förderung an relevanten Qualitätskriterien auszurichten. Gestärkt wurde dadurch die örtliche Trägerverantwortung und eine sozialraumorientierte Profilierung der Familienzentren.